DAS RUINÖSE UND UNSCHÖNE

 

Projekt / Initiativen zum Schutz des Ruinösen / Brache / Architekturbrache / Gehenlassen / Lebenlassen / Alt-werden-dürfen / Patina / Unschönen im Stadtraum.

 

Ehemalige Irakische Botschaft in Berlin Pankow:

Der Plattenbau wurde Anfang der siebziger Jahre auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück errichtet und diente ab 1974 als Botschaft. Der Irak war die erste nicht-sozialistische Nation, die die DDR 1969 als Staat diplomatisch anerkannte. Da das Gebäude bis heute dem Irak gehört, kann es nicht abgerissen werden.

 

„Zu Saddams Politik gehörten zudem Anschläge auf Oppositionelle im Ausland. Auch Westberlin sollte den langen Arm des Despoten zu spüren bekommen. Diplomaten aller Ostberliner Botschaften konnten damals, so oft sie wollten, über den Übergang Checkpoint Charlie in den Westen reisen. Am 1. August 1980 wurden zwei Botschaftsangehörige der Iraker in Westberlin verhaftet. Die Polizei warf ihnen vor, ein Kofferbombenattentat vorbereitet zu haben. Nach dem Polizeibericht wurden die beiden Iraker, der erste Botschaftssekretär Khalid Jaber und der technische Angestellte Hay-Ali Mahmoud, dabei erwischt, wie sie einen mit Sprengstoff gefüllten Koffer einem Spitzel übergeben wollten. Ziel der Anschläge war den Behörden zufolge ein Treffen kurdischer Oppositioneller - Gegner der Regierung in Bagdad - im Berliner Stadtteil Wedding... 1990: Die Zeitschrift „Junge Welt“ berichtete, in der Botschaft würden große Mengen von Waffen und Sprengstoff lagern. Mehr noch: Das Blatt sprach von regelrechten „Terrorkommandos“, die im Begriff seien, sich zu formieren. Sie könnten gegebenenfalls auf deutsche Entscheidungen reagieren, die sich gegen den Irak richten. Das Land befand sich damals seit einem Monat im Krieg mit den USA. Das DDR-Innenministerium bestätigte den Waffenfund. Das zentrale Kriminalamt der DDR ordnete eine Sonderbewachung an. ... Im Januar 1991, so heißt es in diplomatischen Kreisen, wurde das Personal der Berliner Außenstelle im Zuge des Golfkriegs angeblich von der gesamtdeutschen Regierung zur Ausreise aufgefordert. Seitdem steht das Gebäude leer, samt Mobiliar. ... 2003 brannte es in dem Gebäude.“ (Spiegel online)

 

Beetlitz Heilstätten:

Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten bilden einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Es ist ein denkmalgeschütztes Ensemble von 60 Gebäuden auf einer Gesamtfläche von ca. 200 ha.

 

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg dienten die Beelitz-Heilstätten als Lazarett und Sanatorium für erkrankte und verwundete Frontsoldaten. Unter den rund 17.500 Rekonvaleszenten, die zwischen 1914 und 1918 in Beelitz untergebracht wurden, befand sich vom 9. Oktober bis zum 4. Dezember 1916 auch der Gefreite Adolf Hitler.

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem die Heilstätten teils schwer beschädigt wurden, wurde das Gelände von der Roten Armee 1945 übernommen. Die Heilstätten dienten bis 1994 als das größte Militärhospital der sowjetischen Armee außerhalb der Sowjetunion. Es war auch ab Dezember 1990 der Aufenthaltsort des an Leberkrebs erkrankten Erich Honecker, bevor er und seine Frau Margot am 13. März 1991 nach Moskau ausgeflogen wurden.

 

Als Folge der Insolvenz der Eigentümergesellschaft im Jahr 2001 ist die weitere Neunutzung des übrigen Geländes inzwischen ins Stocken geraten. Auch die Sanierung der Denkmalsubstanz wurde weitgehend eingestellt. Ein großer Teil der sehenswerten Anlage verfällt inzwischen und ist vom Vandalismus stark beschädigt.